Der Schach-Thread


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Postinho

Der Sinquefield Cup nähert sich dem Ende zu u. es schaut danach aus, als ob Firouzja gewinnen wird - zwei Runden vor Schluss hat er einen ganzen Punkt Vorsprung auf seine Verfolger. Der Weltmeister zeigt sich sehr blass - sechs Kurzremisen u. gestern bei der ersten Partie in der er etwas kämpfen musste (gegen Firouzja) mit einem ziemlichen Bock.

Ich habe erst gestern (durch einen Kommentar von Firouzja beim Siegesinterview) mitbekommen, dass heuer via FIDE Circuit schon der erste Platz fürs Kandidatenturnier 2026 vergeben wird. Ich habe mir das mal angeschaut u. das ist wieder mal eine ziemliche Shit Show, denn statt wie letztes Jahr 5 gehen dieses Jahr 7 Turniere in die Wertung ein. Das ist eine Regelung die u.a. gegen die Spieler des Kandidatenturnieres spricht (da diese in der Vorbereitung aufs Turnier gar nichts oder nur ein Turnier gespielt haben - nur Gukesh u. Prag haben zwei Turniere davor in der Wertung), dazu spielen die absoluten Topspieler ohnehin weniger Turniere. Aktuell führt Erigaisi, der zwar aktuell die Nummer 4 der Welt ist, seine FIDE Circuit Punkte aber nicht unbedingt in Weltklasseturnieren gemacht hat (Sieg in Open in Menorca - in 9 Runden hatte nur zwei Spieler über 2600 als Gegner, Sieg in Jermuk - Gegnerschnitt war auch weit unter 2700, ein geteilter zweiter Rang in Malmö gegen einen Schnitt unter 2700 u. ein dritter Platz in Shenzhen wo der Schnitt auch unterhalb von 2700 lag).

Nach dem Sinquefield Cup könnte Abdusattorov - der andere Vielspieler in der Weltklasse - Erigaisi an der Spitze ablösen (je nachdem wie die letzten beiden Runden laufen), dessen Turniere lesen sich ein Bisschen klangvoller (u.a. Sieg in einem relativ stark besetzten Rundenturnier in Prag). Firouzja wird (wenn er den Sinquefield Cup gewinnt) auf Rang 3 vorstoßen. Bis Ende Jahr wird sich sicher noch einiges tun, aber abgesehen vom London Chess Classic (das aber auch nicht mehr die Stärke von früheren Tagen hat) u. den Blitz- u. Schnellschachweltmeisterschaften weiß ich nicht ob es noch so viele Turniere gibt wo es fette Punkte abzuholen gibt (der September ist mehr oder weniger mit der Schacholympiade blockiert). Im FIDE Kalender finden sich im November "Chennai Grand Masters" u. "International President Cup" in Tashkent - falls es bei dem Dreikampf Erigiasi, Abdusattorov u. Firouzja bleibt kann man sich selber ausrechnen wer für welches Turnier eine Einladung erhalten wird u. wer nicht.

Firouzja u. Abdusattorov haben nach dem Sinquefield Cup erst fünf Turniere in der Wertung, Erigiasi sechs. Gut möglich dass Firouzja oder Abdusattorov noch irgendwo ein Open mitnehmen, bei dem es nach einem ordentlichen Eloschnitt ausschaut, wobei Barcelona (wo Dominguez letztes Jahr versucht hat Elos zu "farmen") zeitgleich mit London ist.

Und was ich gerade erst jetzt sehe: es dürfen nur fünf Turniere in der Wertung in Turnieren mit <= 50 Teilnehmern sein, d.h. Firouzja u. Abdusattorov bräuchten Punkte in Open bzw. Blitz/Schnellschach-WM.

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Postinho
Derni schrieb vor 22 Stunden:

Nepomniachtchi hat sich auch ausgezeichnet. Manchmal glaub ich es freut ihn einfach nicht :facepalm:

 

Levys Video sind immer tendentiell click-baity u. er übertreibt hier schon etwas. Gegen So war es garantiert eine Vorbereitung was Nepo gespielt hat, eventuell sogar von einem WM Kampf. Mehrere Entscheidungen die Levy kritisiert sind für mich nachvollziehbar: das Hergeben des Bauern (ich denke der Teil war sogar noch Vorbereitung; in Turmendspielen ist Aktivität über einen Bauern zu setzen, dazu ist das entstehende Doppelturmendspiel Remis) u. das Abtauschen eines Turms (Doppelturm hat zwar eine eher größere Remisbreite, aber auch mehr Möglichkeiten Sachen zu übersehen). Ich denke Nepo hat hier das Problem gehabt von einer langen Vorbereitung in den Partiemodus zu wechseln. Das ist schon in einem Mittelspiel nicht leicht, in einem Endspiel (bei dem man eine klare Bewertung im Kopf hat) ist das noch schwieriger. Danach hat er schlicht weg den Moment der "Krise" verpasst (einer der "alten" Schachmeister - ich weiß nicht mehr aus dem Kopf wer, dürfte aber in der ersten Hälfte das 20. JH gewesene sein - hat den Term "Krise" im Zusammenhang mit Schach definiert, eine "Krise" ist der Moment, wo man tief überlegen sollte statt relativ schnell einen Zug der ins strategische Schema passt zu ziehen; der Erkennen des Momentes der "Krise" ist eine wesentliche Fähigkeit von starken Spielern).

Gegen Caruana spielte Nepo wohl zu Beginn eine Variante, die er vermutlich fürs Kandidatenturnier gegen Nakamura vorbereitet hatte (war Caruanas Vermutung), Dd3 war sicher Absicht. Danach hat sich Nepo wohl selber irgendwie verwirrt u. Varianten seiner Vorbereitung vertauscht, diese aber nicht mehr kontrolliert hat. Die Vorbereitung war wahrscheinlich 15. Sb3 mit nachfolgendem Sc5. In diesen Varianten ist es von Vorteil, dass Weiß ein Tempo weniger hat, noch nicht g4 gezogen hat (das war ja ein Punkt in Levys Video - wieso das Manöver Dd1-d3-d2 mit Tempoverlust). Was danach passiert ist kann nur Nepo selber sagen. Ich vermute eben, dass er Varianten verwechselt hat (der hyperbeschleunigte Drache ist ja nichts, das ein Super GM öfters ans Brett bekommt) u. die Variante, die er im Kopf hatte, stur runtergeblitzt hat (das ist auch immer ein psychologisches Spiel: so lange er blitzt sagt er Caruana "das ist meine Vorbereitung" um diesen einzuschüchtern).

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V.I.P.

Geht ja eher ums Zeitmanagement. Ist nicht das erste mal, dass er Züge mit 1 Minute oder weniger Bedenkzeit spielt und in einer ausgeglichenen oder besseren Position plötzlich schlechter steht obwohl er praktisch seine gesamte Bedenkzeit noch hat. 

 

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Postinho

Die österreichische Schachlegende schlechthin, Dr. Andreas Dückstein, ist im Alter von 97 Jahren verstorben. In den späten 50er Jahren war er in der erweiterten Weltspitze (laut historischen Elozahlen war sein Peak Rang 56 der Welt, er war etwa ein Jahrzehnt lang in oder um die Top 100 herum). Auf Grund seiner schachlichen Leistungen zu der Zeit wurde ihm erst vor einem halben Jahr der Großmeistertitel (ehrenhalber) verliehen.

Hier der Nachruf auf der Homepage des ÖSB:

https://www.chess.at/archiv-service/blog/info-verband/6104-andreas-dueckstein-verstorben-nachruf-von-martin-stichlberger.html

Mein Schachklub hat 2016 zu seinem 90-jährigen Bestehen eine mehrtägige Veranstaltungsreihe gemacht, u.a. war an einem Tag auch Dr. Dückstein zu Gast. Er hat zuerst, im Rahmen eines Gesprächs mit dem Direktor des Jüdischen Museum Hohenems eine Stunde lang aus seinem Leben erzählt. Dückstein war Holocaust-Überlebender, er hat den zweiten Weltkrieg z.T. in einem Versteck überlebt nachdem er schon zwischenzeitlich in einem Internierungslager war u. zum Abtransport in ein KZ vorgesehen war (er wurde von einem Onkel freigekauft). Anschließend an das Interview hat er eine Simultanvorstellung gegen Schüler u. Jugendliche gegeben.

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