Pro & Kontra: Experiment mit mehr Nachspielzeit bei der WM

[b3n0$]

Flana schrieb vor 4 Stunden:

Und was machst mit demjenigen, der bei 1:0 für die eigene Mannschaft in der 86. Minute, nach einem (vermeintlich oder auch nicht?) harmlosen Zusammenprall liegen bleibt. Zeitspiel hat ja sehr viele Facetten und nicht nur die offensichtlichen - und das wird auch immer ausgenutzt werden. 

Sofort runter vom Feld zum Verarzten und weiterspielen. Anderenfalls die Gelbe Karte, was sonst.

Zeitspiel muss einfach kompromisslos als Unsportlichkeit geahndet werden, anders bekommst du es nicht in den Griff. Im Zweifelsfall wird somit für die zurückliegende Mannschaft entschieden. 

Das Beispiel mit dem Zeitschinden bei der Eckfahne ist so eine Sache. Wenn zwei Spieler hinlaufen und den Ball hinreichend abschirmen, kommst du als Gegenspieler schwer an den Ball, ohne selbst ein Foul zu begehen oder den Ball ins Out zu befördern, womit das Spielchen von vorne losgeht. Damit das nicht passiert, soll der Schiri meinetwegen indirekten FS pfeifen und die Gelbe stecken lassen, unterbunden gehört Zeitspiel in jedem Fall. 

[halbe südfront]

Gibst du dann allen Spaniern beim Auflaufen schon Gelb, weil sie voraussichtlich wieder 90% Ballbesitz anstreben und dem Gegner keine Chance lassen wollen zum Ball zu kommen, selbst aber selten Interesse daran haben mit mehr als einem Tor Vorsprung zu gewinnen?

Ballbesitz am Spielfeld darf selbstverständlich nicht bestraft werden. So unsympathisch dieses Herumgemurkse am Ende eines Spiels oft auch ist - es ist absolut legitim.

Laufen 2 zur Eckfahne, dann müssen halt 3 oder 4 der anderen Mannschaft hin und den Ball von 3 oder 4 Seiten attackieren. Verstehe ich ohnehin nicht, warum man da als zurückliegende Mannschaft meistens keine Überzahl schafft und nicht einer den Zeitspieler umläuft und von vorne attackiert. Würde schon gehen, riskant ist es halt und die weiten Laufwege tun zu dieser Zeit auch schon richtig weh.

[Christian2016]

Flana schrieb am 1.12.2022 um 13:20 :

Ich verstehe die "Traditionalisten" da wirklich überhaupt nicht, warum man sich so vehement gegen eine Nettospielzeit wehrt. Aber es ist wird ja auch die VAR-Diskussion mit (Stammtisch-)Emotionen geführt und nicht rational betrachtet.

Es gibt neben den Traditionalisten auch das andere Extrem, und zwar diejenigen, denen die ganze Zeit nur im Kopf herumschwirrt, was am Fußball denn nicht alles geändert und modernisiert gehört. Für mich gehört zur Faszination Fußball auch dazu, dass das Spiel im Grundpinzip seit Ende des 19. Jahrhunderts gleich funktioniert und man es überall auf der Welt spielen kann, wo man zwei Tore aufstellen und einen Ball auftreiben kann. Alles, was die Einfachheit des Fußballs verringert, gehört äußerst kritisch betrachtet, und im Zweifelsfall würde ich immer alles so lassen, wie es ist.

Die besten großen Änderungen die letzten Jahrzehnte waren sicherlich die Rückpassregel und das Elferschießen. Der VAR wird für mich solange ein Emotionskiller sein, solange Abseitsentscheidungen nicht dank Chips in Bällen, verbesserter Software u.ä. in Echtzeit fallen können. Mir wäre es generell lieber, wenn die Tendenz die wäre, dass ein Tor erst einmal nicht gegeben wird und dann dank VAR doch - statt umgekehrt. Der verhaltene Torjubel, solange man nicht weiß, dass der VAR ein Tor wirklich endgültig abgesegnet hat, ist ein Riesenproblem in einem Spiel, wo meist ein einziges Tor das ganze Schicksal entscheidet. Abgesehen von nicht zurückgenommenen Toren finde ich den VAR aber gut.

War das jetzt rational genug?