Der englische Fussball!


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Wie versprochen hier die Geschichte des englischen Fussballs. Viel Spass beim Lesen, ich finde es sehr interessant.

"Ohne England, kein Fußball"

, diese ebenso beliebte wie weitverbreitete Lösung ist einfach zu schön, um wahr zu sein. "Fuß-Ball" wurde in der Vergangenheit nämlich nicht nur auf den britischen Inseln gespielt, sondern auch in Italien, China, Griechenland und diversen anderen Regionen dieser Welt. Eines haben aber die britischen Inseln - und hier insbesondere England und Schottland - dem Rest der Welt voraus. Dort entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus dem Urfußball der moderne Fußball. Also doch "ohne England kein Fußball"....

Zur Vorgeschichte: Jahrhundertelang war in Britannien ein Beispiel namens Hurling ocer country populär, bei dem komplette männliche Dorfbewohnerschaften gegeneinander antraten. "Tore" waren die Marksteine des gegnerischen Dorfes, erlaubt war so ziemlich alles. Hurling war ein ziemlich brutales Spiel, das nicht umsonst des öfteren verboten wurde und im 18. Jahrhundert deutlich an Popularität verlor. Dass Hurling um 1800 nahezu ausgestorben war, lag allerdings auch an den einschneidenden gesellschaftlichen Veränderungen auf der britischen Insel. Ein Geburtenboom hatte immsense soziale Probleme beschert und zu einer drastischen Verstädterung geführt, die durch die gleichzeitig ablaufende "Industrielle Revolution" noch verschärft wurde. Zwischen 1801 und 1851 wurde ein Bervölkerungswachstum von über 100% verzeichnet, was vor allem im industriellen Ballungsraum zwischen Liverpool, Sheffield und Leeds für katastrophale Lebensverhältnisse sorgte - und zugleich einen großartigen Nährboden für den kommenden Fußballboom darstellte.

Entwickelt wurde der moderne Fussball allerdings von den "besseren Kreisen" der Mittel - und Oberschicht - und die waren vornehmlich im Süden zu finden. Einige für die Ausbildung der Zöglinge der aufgeklärten Führungsschicht zuständige Public Schools hatten sich an Hurling erinnert und es als geeignet angesehen, zur Körperausbildung der Jugendlichen beizutragen. Mittels Begrenzung der Teilnehmerzahl und der Spielfläche sowie Regeln bezüglich des erlaubten Grades an Körpereinsatz wurde das Spiel erfolgreich "gezähmt" - zur Freude der Jugendlichen, die football sofort begeistert aufgriffen und es nach ihrer Schulzeit weiterbetrieben, womit der weltweite Siegeszug der Lederkugel seinen Lauf nehmen konnte. Von den Ex - Public School - Schülern wurde Fußball einerseits in die Universitäten getragen (und dort für seine Weiterverbreitung gesorgt), andererseits aber vor allem in sogenannten "Old Boys Teams" gepflegt. Dabei handelte es sich um eine Art "Schulabgängermannschaften", die zumeist nach der Schule, aus der die Akteure stammten, benannt waren. Die Akteure der "Old Etonians" beispielsweise hatten die Schule von Eton besucht. Zugleich war aber auch der 1885 gegründete Sheffield FC, der älteste Fußballklub der Welt, ein solches Old Boys Team. Den Old Boys Teams war es zu verdanken, dass der Schulsport Fußball in die Welt der Erwachsenen hineingetragen wurde.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich Fußball landesweit etabliert, wobei einige grundlegende Probleme aufgetreten waren. Eines war die unterschiedliche Handhabung der Regeln. Im Grunde genommen hatte jede Schule zunächst ihre eigenen Regeln aufgestellt, wobei es vornehmlich in den Punkten „Handspiel“ sowie „erlaubter körperlicher Einsatz“ Unterschiede gab – die wenig später zur Aufspaltung in Fußball und Rugby führen sollten. Nachdem 1848 von Studenten der Cambridge University verfasste Einheitsregeln noch weitestgehend ingnoriert worden waren, fand sich Anfang der 1860er Jahre schliesslich eine Gruppe interessierter ehemaliger Public school – Schüler, die sich an die systematische Lösung des Regelproblems machte. Doch ganz so einfach war das nicht. 1863 wurde in der Universitätsstadt Cambridge ein Treffen durchgeführt, bei dem die schwelenden Differnzen zwischen Verfechtern beider Spielvarianten eskalierten und es zum Bruch kam. Am 26. Oktober desselben Jahres riefen Vertreter von elf Londoner Schulen bzw. Klubs eine weitere Versammlung ein, bei der es es zur Gründung der Football Association (FA) kam, dem ältesten Fußballverband der Welt. Mit der Gründung der FA – eine Landesbezeichnung wurde und wird als „nicht notwendig“ betrachtet – war die dauerhafte Trennung zwischen Fußball und Rugby besiegelt. 1871 gründeten die Rugbyverfechter mit der Rugby Union ebenfalls einen eigenen Verband.

Die FA, in der wohlhabende Gentlemen der mittleren und oberen Klasse unter sich waren, und deren Einfluß sich zunächst auf den Raum London beschränkte, entpuppte sich als Initialzündung und führte überall in England zur Gründung ähnlicher Organisationen, die später zu FA – Regionalverbänden wurden. Mit ihrem Einspruch auf uneingeschränkte Autorität in sämtlichen Belangen des Fußballspiels förderte sie zudem eine zentral gelenkte und somit verhältnismäßig undgestörte Entwicklung des Spiels.

Während sich FA und Old Boys Teams emensig um die Vereinheitlichung der Regeln sowie den Aufbau eines (Freundschafts)-Spiel-betriebes bemühten, taten sie allerdings kaum etwas, um das Spiel auch zu verbreiten – schon gar nicht über die Klassengrenzen hinaus. Nichtsdestotrotz wurde Fußball auch unter der Arbeiterschaft rasch populär. Dafür sorgten u.a. die Kirchen, von denen zahlreiche Mannschaftsgründungen ausgingen. Die Geistlichen sahen den missionarischen Charakter im Fußball, der helfen sollte, die als Reaktion auf die nahezu unerträglichen Lebens – und Arbeitsbedingungen entstandene Alkohol – und Wettleidenschaften der Arbeiterschaft zu bekämpfen. Nach den Kirchenmannschaften, aus denen später u.a. Klubs wie Bolton Wanderers, Everton FC oder Southampton FC hervorgingen, kamen Fußballmannschaften größerer Industriebetriebe auf. Einer der ersten derartigen „Arbeitervereine“ war der heutige Zweitligist Crewe Alexandra, der 1877 gegründet wurde. Crewe stammte, wie auch der ein Jahr später gegründete Vorläufer von Manchester United Newton Hearth, aus dem Eisenbahnermilieu. Für die Gründung von Betriebsmannschaften gab es 3 Gründe: a) Die Geschäftsführung hatte selbst Interesse an Fußball b) sie betrachtete es als geeignetes Mittel zur Verbesserung der Arbeitsmoral oder c) sie wollte ihr Ansehen bei den Arbeitern erhöhen.

Während die Verbindung zwischen Industrie und Fußball bekanntlich heute noch besteht, wurde die zwischen Kirchen und Fußball bald empfindlich gestört. Grund war, dass die hehre Formel „gesunder Körper“ = „gesunder Geist“ in der Praxis nicht allzu lange Bestand hatte und Fußball statt dessen eine Verbindung zu Alkohol und Wetten aufnahm – ausgerechnet zu jenen Dingen, die die Kirchen doch mit ihm einzudämmen geglaubt hatten!

Fußball spielte eine immense Rolle bei der Sozialisation der zumeist vom Land in die lebensunfreundlichen Industriestädte gekommenen Arbeiter. Durch die „Betriebsmannschaft“ verfügten sie nun erstmals über ein Indentifikationsobjekt mit ihrem Arbeitsplatz bzw. ihrem Wohngebiet, in dem sie in Vor-Fußballzeiten häufig isoliert gewesen waren. Darüber hinaus war Fußball ideales Zerstreuungsmittel vom monotonen Arbeitsalltag, was dazu führte, daß er auch von mindertalentierten Arbeitern aufegriffen wurde – als Zuschauersport. Eine weitere Grundlage für den damit einsetzenden Fußballboom war das Vorhandensein von Geld und Zeit. Zwischen 1860 und 1867 war, bei leichten Anwachsen der Reallöhne, in ganz England der 10-Stundentag eingeführt worden, später kam der freie Samstagnachmittag hinzu. Last but no least war die englische Gesellschaft angesichts der erwähnten Bevölkerungsexplosion fußballfreundlich „jung“. 1871 waren 50% der Engländer unter 21 Jahre alt, 80% waren unter 45.

In den ausgeklingenden 1860er Jahren war Fußball allerdings noch ein Hobbysport, der von Old Boys Teams dominiert wurde, die aus Gründen der Geselligkeit, der Ehre und des noblen Verhaltens spielten. Erste Trendwende in Richtung „Wettbewerbssport“ war die Einführung des Football Association Cup (FA – Cup) im Jahre 1871. Obwohl an dem ersten Pokalwettbewerb der Welt nur vierzehn der insgesamt 50 der FA angeschlossenen Vereine teilnahmen, trug er imments zur landesweiten Verbreitung des Spiels und vor allem zur Förderung des Wettbewerbsgedankens bei. Zudem bot der zunächst auch schottischen Vereinen offene Wettbewerb der Arbeiterklubs des Nordens erstmals die Möglichkeit, ihre Kräfte mit den elitären Schulmannschaften des Südens zu messen.

In sportlicher Hinsicht dominierten allerdings bis weit in die 1880er Jahre Schul – und Universitätsmannschaften. Insbesondere die Wanderers aus London, die fünf der ersten sieben Pokalrunden gewannen, waren nahezu unbezwingbar. Erst in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre schlossen die Arbeiterteams des Nordens allmählich auf, was sich prompt in einer aufkommenden Profidebatte widerspiegelte. Während dabei im elitären Süden das Amateurideal hochgehalten wurde, überwog im industrialisierten Norden der Profigedanke. Dies schlug sich auch in der Einstellung zum Spiel nieder. Während die Old Boys Teams hohe ethische und moralische Grundsätze hatten, auf dem Spielfeld technische Kabinettstückchen und Individualität liebten und grundsätzlich das Spiel vor dem Sieg ansiedelten, übertrugen die Arbeitervereine ihre aus dem Alltag gewohnte Konkurrenzsituation, schworen auf Teamwork und wollten vor allem eins: gewinnen.

Dazu kam, daß sich Fußball im Norden zum Zuschauermagneten gemausert hatte und zu einer lukrativen Einnahmequelle geworden war – für alle Beteiligten. Längst waren die Klubs angesichts der steigenden Zshl ihrer Spiele dazu übergegangen, den Aktiven zusätzlich zu Reisespesen und Lohnausfall „Treueprämien“ und „Gewinnbonusse“ zu zahlen. Darüber hinaus war es zu einer regelrechten „Invasion“ aus dem Norden gekommen: 1884 gab es in Lancashire 55 Schotten, die ihr Brot vornehmlich mit Fußball verdienten! Die Profidebatte drohte die FA zu spalten – woran der Verband alles andere als unschuldig war. Statt auf die Forderung nach einer Gleichstellung mit Cricket, wo das Profitum bereits eingeführt war, einzugehen, reagierten die elitären Londoner Gentlemen mit Disqualifizierungen und Sperren für erwischte Profis, was den Unmut bei den betroffenen Vereinen weiter anwachsen ließ. Nachdem Preston Noth End wegen Einsatzes eines „Profis“ in einem FA – Cup – Spiel gesperrt worden war, drohten Vertreter von 40 Nordvereinen erbost damit, sich von der FA zu lösen und einen eigenen Verband zu gründen. Diesmal regierte FA – Generalsekretär Charles Alcock umsichtig und versprach die Einführung einer seit längerem geforderten Profiliga. Am 20. Juli 1885 verkündete die FA, fortan Profifußball tolerieren zu wollen und schuf damit die Grundlagen für die Gründung der Football League, der ältesten Liga der Welt. Dass sich die FA trotz ihrer elitären Ausrichtung nicht den Forderungen der Arbeiter verschloß, verdankt Fußball seinen nun einsetzenden steilen Aufstieg.

Sportlich trat in jenen Tagen ebenfalls eine Trendwende ein. 1883 gewann mit Blackburn Olympic erstmals ein nordenglisches Arbeiterteam den FA Cup, nachdem ein Jahr zuvor Lokalrivale Rovers im Finale gegen die Old Etonians noch verloren hatte. Blackburns Triumph markiert das Ende der Epoche der Schul – und Universitätsmannschaften, die anschließend nie wieder ein Finale erreichten und aus dem Blickfeld verschwanden. Die 1888 in London gegründete Football League war bereits eine von Arbeitern dominierte Angelegenheit: Sämtliche 12 Gründervereine kamen aus dem Norden, mit Accrington, Blackburn, Bolton, Burnley, Everton, Preston stammen allein sechs aus Lancashire, dem „hotbed“ des englischen Fußballs.

Mit Gründung der Football League schaffte Fußball endgültig seinen Durchbruch und wurde zugleich zum erfolgreichsten Exportschlager Englands. Darüber hinaus trug sie zur Weiterentwicklung des Spiels bei. So wurden beispielsweise zwischen den Aktiven und den Vereinen Verträge geschlossen, die für die gesamte Saison galten, womit sich erstmals die Möglichkeit zu täglichem Training ergab, das ab 1890 praktisch überall Norm war. Der moderne Fußball war geboren. Der Wandel vom „Gentlemenfußball“ zum „Arbeiterfußball“ korrespondierte mit der Entstehung einer Fußballöffentlichkeit. 1871 hatte das FA-Cup Finale noch „nur“ 2.000 Neugierige anlocken können. 1884 waren es bereits 12.000, 1897 65.891 und schon 1901 wurde erstmals die 100.000er Grenze überschritten (114.815). Der FA – Final – Tag wurde zu einer Art Nationalfeiertag und lockte Zuschauermengen an, die ansonsten nur bei Veranstaltungen des Königshauses zu verzeichnen waren. Auch das konnte sich der Fußballfaszination übrigens nicht lange verschließen: 1914 besuchte George V. als erster Monarch ein Pokalfinale…..Bei den Football League – Spielen stiegen die Besucherzahlen ebenfalls exorbitant an. Nachdem in der Auftaktsaison 1888/89 bereits 4.561 Zahlende pro Spiel erschienen waren, lockte nur 10 Jahre später Mesiter Aston Villa schon fast 33.000 Zuschauer pro Spiel an! Die Ursachen waren vielfältig. So waren Fußballklubs für viele Menschen beispielsweise zu Indentifikationsobjekten geworden, mit deren Hilfe sie einen starken Lokalbezug hatten herstellen können. Dazu kamen eine deutlich verbesserte Infrastruktur, spezielle Werbemaßnahmen, stiegendes Interesse der Medien sowie der Bau von vereinseigenen Großstadien, der in der Regel über Anteilsscheine und Sponsorengelder finanziert wurde. In den Stadien kam es übrigens zu einer Art „Wiedervereinigung“: Während die Arbeiterschaft auf den billigen Stehterassen zuschaute, verfolgte die wohlhabende Mittelschicht – darunter auch viele „old boys“ – das Geschehen auf den teuren Sitzplätzen. Auf der anderen Seite häuften sich in jenen Jahren allerdings auch Klagen über Alkoholmissbrauch und rüpelhaftes Verhalten von Fußballfans……

Der Aufschwung der Football League hielt auch nach der Jahrhundertwende an. Mit Beginn des 1. Weltkrieges war sie längst ein prosperierender Wirtschaftsfaktor und fester Bestandteil der Arbeiterkultur geworden. In sportlicher Hinsicht wurde die seit 1892 nach Einführung einer zweiten Liga First Division genannte Klasse von den Nordklubs dominiert. Nach Preston Noth End, das sich den Ruf als invincible(„unbezwingbar“) erwarb un 1889 und 1890 Meister wurde, hatte 1894 das Zeitalter von Aston Villa begonnen. Bis zur Jahrhundertwende sicherte sich der Klub aus Birmingham – Aston fünf Meistertitel und zwei Pokalsiege, ehe er seine Führungsposition an Liverppol, Sheffield Wednesday, Sunderland, Newcastle und Blackburn verlor. Von den Südklubs war in jenen Jahren kaum etwas zu sehen. Erst 1904 stieg mit Woolwich Arsenal erstmals ein Londoner Klub in die First Division auf.

Weltweit galt die First Division als stärkste Liga, und ihre Klubs waren überall gerne gesehene Fußballmissionare. Soweit die positive Seite. Negativ war, dass Englands Fußball sich zugleich mit einer gewissen Arroganz selbst isolierte. Da man sich als „Fußballerfinder“ wähnte, glaubte man auf alle Ewigkeiten das Recht zu besitzen, über das Schicksal des Spiels entscheiden zu können und befand es beispielweise nicht für notwendig, im Mai 1904 zur FIFA – Gründung zu reisen. Arrogant kabelte die FA lediglich gen Paris, dass sie mit der Gründung „einverstanden“ sei – und trat erst 1905 bei, als man auch in London einsehen musste, dass der Weltfußballverband wohl seine Berechtigung hatte. Bis heute ist die britische Sonderstellung in Sachen Fußball dadurch dokumentiert, dass Großbritannien statt mit einem Landesverband mit deren vier der FIFA angehört.

National setzte sich der Höhenflug nach dem 1. Weltkrieg ungebrochen fort. In der ersten Nachkriegssaison 1919/20 wurde mit 22.090 Zuschauern pro Spiel ein neuer Rekord aufgestellt, der anschließend beinahe jährlich überboten wurde. Auch das Umfeld wurde immer professioneller. 1920 bzw. 1921 beispielsweise wurden zwei Drittligastaffeln und 1923 konnte das Wembley Stadium eröffnet werden, das an seinem Eröffnungstag mit 126.047 Zuschauern prall gefüllt war.

Dass die Spannung in der First Division in jenen Tagen kaum noch zu überbieten war, lag nicht zuletzt daran, dass die Klubs aus dem Süden deutlich aufgeholt hatten. 1921 war Tottenham Hotspurs Pokalsieger geworden, 1927 entführte Cardiff den FA Cup zum ersten und bis heute einzigen Mal nach Wales und 1931 wurde mit Arsenal erstmals ein Südteam Meister. Der Erfolg der Gunners war vor allem einem Mann zu verdanken: Herbert Chapmann. Chapmann, der zuvor Huddersfield Town dreimal in Folge zur Meisterschaft geführt hatte, sollte die Nordlondoner bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1934 zur stärksten Mannschaft Englands – und Europas – machen. Sein WM-System brachte Arsenal zwischen 1931 und 1935 vier Meistertitel ein und revolutionierte „nebenbei“ den Weltfußball. Nach der kriegsbedingten Unterbrechung zwischen 1939 und 1945 setzte sich der Fußballboom ungehindert fort. In der Spielzeit 1948/49 wurde ein Zuschauerschnitt von nahezu 39.000 erreicht, womit die First Division unbestrittene Nummer 1 in Europa war. Zugleich erwies sich die FA mit ihrem konservativen Gehabe aber zusehends als Hemmschuh. So weigerte sie sich beispielsweise bis 1950 beharrlich, Flutlichtspiele zuzulassen.

Darüber hinaus leistete sich die FA auf internationaler Ebene eine gewisse Ignoranz – man war schließlich England, „the home of football“-, die nicht ganz unschuldig daran war, dass Englands Fußball in den fünfziger Jahren allmählich seine Dominanz einbüßte. Bei der ersten WM Teilnahme 1950 – 1930, 1934 und 1938 hatte England gefehlt, weil die FA 1928 wegen der Berufsspielerfrage aus der FIFA ausgetreten war – gab es nach Niederlagen gegen die UsSA und Spanien ein sensationell frühes Aus, und spätestens am 25. November 1953 wurden die Folgen der sogenannten „splendid isolation“ für jeden ersichtlich, als das ungarische Wunderteam um Ferenc Puskás mit 6:3 im Wembley gewann und England damit die erste Heimniederlage gegen ein europäisches Team einbrachte. Erst als Alf Ramsey wenig später die Mannschaft übernahm, die antiquierten Gewohnheiten und Taktiken beiseite legte und das moderne 4-4-2-System einführte, kam die Wende, die mit der Weltmeisterschaft 1966 ihren sportlichen Höhepunkt erreichte.

National waren die fünziger und sechsziger Jahre eine Zeit des Wandels. 1960 konnte mit Burnley letzmals ein „kleiner“ Klub die Meisterschaft gewinnen, anschließend brach das Zeitalter der finanzstarken „Großen“ an. Fortan waren es Liverpool, Everton, Manschester United, Arsenal, Leeds und Tottenham, die die Meisterschadt dominierten und zugleich aus europäischer Bühne einen Erfolg nach dem anderen feierten. Eine der Hauptursachen für den Epochenwandel war die 1961 aufgrund eines drohenden Spielerstreiks beseitigte Höchstgehaltsgrenze, die anno 1901 zum Schutz schwächerer Klubs eingeführt worden und nun offensichtlich nicht mehr zeitgemäß war. Folge war, dass sich der Transfermarkt öffnete – und mit ihm die Schere zwischen „arm“ und „reich“.

International wirkte sich das positiv aus. Nachdem Ende der fünfziger Jahre die berühmten „Busby Babes“ von Manchester United, die 1958 bei einem tragischen Flugzeugünglück auseinandergerissen wurden, bereits einen ersten Vorgeschmack auf die „neue“ englische Stärke geliefert hatten, dominierten Englands Vereinsmannschaften zwischen 1963 – Tottenhams Gewinn des Europapokals der Pokalsieger – und 1985 – dem Beginn der UEFA – Sperre wegen der Vorfälle von Heysel – die europäischen Wettbewerbe fast nach Beliebem. Zwischen 1977 und 1982 beispielsweise blieb der Landesmeisterpokal ununterbrochen auf der Insel: Liverpool (dreimal), Nottingham Forrest (zweimal) und Aston Villa (einmal) ließen der Konkurrenz keine Chance. Parallel dazu kam es zu einer verstärkten Kommerzialisierung des nationalen Spielbetriebs, deren Beginn nicht zufällig mit der Ernennung von Ted Croher zum Fa-Generalsekretär (1972) zusammenfiel. Croher, zunächst Fußballprofi und später erfolgreicher Geschäftsmann, setzte nach seinem Amtsantritt erfolgreich auf eine enge Verbindung zwischen Fußball und Buisness. Unter ihm wurden u.a. die TV-Gelder deutlich erhöht, Trikotwerbung erlaubt und Sponsoren für die diversen FA-Wettbewerbe gesucht. 1983 übernahm „Canon“ die Football League, 1994 „Littlewood“ soger den „heiligen“ FA Cup, was einer regelrechten Revolution gleichkam. 1978 war zudem das Verbot, nicht-britische Spieler in den seit 1958 vier Profiligen einzusetzen, aufgehoben worden. Die Auswirkungen dieser Änderung sollten allerdings erst Anfang der neunziger Jahre deutlich zu spüren sein.

Zuvor drohte Englands Fußball nämlich der k.o. Randalierende Hooligans, die schon seit Mitte der sechziger Jahre insbesondere bei Europacupspielen regelmäßig negativ aufgefallen waren und im nationalen Spielbetrieb dafür gesorgt hatten, dass die Zuschauerzahlen extrem absanken (1983/84 wurde mit 18.856 Zahlenden pro Spiel ein Minusrekord erreicht) hatten Englands Ruf im Ausland ziemlich ramponiert. Während das Interesse am Fußball stetig zurückging, herrschte allenthalben Ratlosigkeit. Weder ein „Zuschauer-Paß-System“ noch verstärkte Polizeipräsenz konnten die Hooligans, deren Aufkommen auch in der sozialen Situation Englands begründet war, stoppen. Als es 1985 im Brüsseler Heysel Stadion beim Europacupendspiel zwischen Liverpool und Juventus Turin zu den bekannten schrecklichen Vorfällen kam, stand Englands Fußball plöztlich am Scheideweg. Von der UEFA für internationale Bewerbe gesperrt und national mit stetig sinkenden Zuschauerzahlen konfrontiert, drohte den Vereinen der finanzielle Exitus. Es kam zu einer Protestbewegung der Topklubs, die eine Aufgabe des Solidarpaktes mit den unterklassigen Vereinen und eine eigenständige Liga mitsamt Vermarktungsrechten forderten – also im Prinzip ihren Austritt aus der Football League. Zähneknirschend musste nachgegeben werden, und es kam zur Einrichtung Premier League, die 1992 ihren Spielbetrieb aufnahm.

Erfolgreiche Verhandlungen um Fernsehgelder sowie eine exzessive Vermarktung machten die neue Liga auf Anhieb zu einem Riesenerfolg, der sich vor allem für die Spitzenklubs und deren Akteure auszahlte, denn plötzlich konnten Gehälter gezahlt werden, wie sie zuvor nur in Italien oder Spanien möglich waren. Folge war ein regelrechter Strom ausländischer Spitzenspieler in der Premier League, der u.a. Weltstars wie Ruud Gullit, Fabrizio Ravanelli und Gianluca Vialli umfasste. Parallel dazu wurden die mitunter maroden Stadien modernisiert oder gar durch moderne Neubauten ersetzt. Neben wirtschaftlichen Erwägungen spielte dabei auch der sogenannte „Taylor report“ eine Rolle, der nach dem Tribünenrand von Bradford (1985) sowie den Vorfällen von Hillsborough (1989) entwickelt worden war und u.a. „all – seater“ – Stadien in der Premier League und First Division vorschrieb. Wie alles hatte auch dies seine zwei Seiten , denn durch die damit verbundenen Preiserhöhungen – derzeit zahlt man für ein Erstligaspiel mindestens 18-20 Pfund – wurde das traditionelle Arbeiterklassenpublikum aus den Arenen vertrieben und durch die besserzahlende Mittel – und Oberschicht ersetzt.

Während sich die Premier League derzeit an einem wirtschaftlichen und sportlichen Boom erfreut, ist die Umkrempelung des Spiels weit fortgeschritten und „the peoples game“ nur noch via TV oder in den unterklassigen Ligen „Volksspiel“. Nicht ohne Folgen. Die schwindelerregenden Gehälter beispielsweise, die von den Klubs inzwischen gezahlt werden – Leeds-Torjäger Hasselbaink verlangte im Sommer 1999 von seinem Klub eine Erhöhung seines wöchentlichen Gehalts von 12.000 Pfund auf 40.000 Pfund und kündigte seinen Vertrag, als sie Verantwortlichen ablehnten – haben bedenkliche Ausmaße erreicht und die Eintrittspreise in astronomische Höhen getrieben. Dennoch ist es momentan kaum möglich, eine Eintrittskarte für ein Premier League - Spiel zu bekommen, da die meisten Plätze über Dauerkarten verkauft werden. Viele Fans stellen sich inzwischen aber bereits dir Frage, wie lange der Boom wohl noch anhalten kann, bzw. wie lange die Vereine noch in der Lage sein werden, die explodierenden Gehälter zu zahlen. Und einige denken sogar schon darüber nach, was danach kommen könnte. Antworten haben sie bislang noch nicht gefunden.

Quelle: Hardy Grüne - "Enzyklopädie der europäischen Fussballvereine"

Ich hoffe es gefällt euch.

p.s.: Ähnliche Ausführung gibt es fürs jede weitere x-beliebige Land.

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Gast Bhoyz

Keine Antworten? Hmmm, bedauerlich......

Hatte noch keine Zeit, werde mir das heute am Nachmittag durchlesen. Überfliegen hat ja net viel Sinn, da nehm ich mir lieber die Zeit...

Freu mich schon!

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Gast Bhoyz

Hab's mir jetzt ganz genau durchgelesen - sehr geil, danke für's Abtippen! :super:

Erheiternd fand ich das:

Die Geistlichen sahen den missionarischen Charakter im Fußball, der helfen sollte, die als Reaktion auf die nahezu unerträglichen Lebens – und Arbeitsbedingungen entstandene Alkohol – und Wettleidenschaften der Arbeiterschaft zu bekämpfen.

Auf der anderen Seite häuften sich in jenen Jahren allerdings auch Klagen über Alkoholmissbrauch und rüpelhaftes Verhalten von Fußballfans……

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  • 2 weeks later...
Alles für Amstetten!

Mir egal. Wir könnten ja so eine Serie machen. Einmal postet der eine, dann wieder der andere. Länder machen wir uns zuvor aus. Was hältst du davon? Wir könnten auch die anderen fragen, welches Land sie gerne vorgestellt bekommen würden...

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Gast
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