Patentstreit um Flix und Trix


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Der kalte Krieg um Trix und Flix

sportnet.at exklusiv: Im September 2006 wurden die beiden EM-Maskottchen Trix und Flix mit einem pompösen Event der Öffentlichkeit präsentiert. Doch jetzt könnten die zwei lustigen Kerle bald auf die Ersatzbank verbannt werden und die Marketing-Dampfwalze der UEFA an die Wand donnern: Wie sportnet.at recherchierte, ist dank peinlicher Versäumnisse in Sachen Markenschutz nicht nur der europäische Verband im Besitz der Markenrechte, sondern auch ein österreichisches Unternehmen aus Wagrain.

Am 27. September 2006 luden die Euro 2008 S.A., das Tochter-Unternehmen, das die EM 2008 im Auftrag der UEFA organisiert, zu einem fröhlichen Event ins Wiener Museumsquartier. Alles, was im österreichischen und Schweizer Fußball Rang und Namen hat, ließ sich die Veranstaltung nicht entgehen. Grund des Meetings war die Präsentation des offiziellen EM-Maskottchens - praktisch die optische Außendarstellung der Mega-Fußball-Party in den beiden Nachbarstaaten.

Um nicht den gleichen Fehler zu begehen wie bei der WM 2006 in Deutschland, wo der urkomische und leicht missglückte Kicker-Löwe "Goleo" zu einem staatstragenden Negativ-Thema avancierte, ließen die Bosse der Euro 2008 S.A. mit Hilfe der nationalen Verbände ÖFB und SFV die Fans via Internet unter drei möglichen Namensvorschlägen abstimmen.

Deutschlands Showmaster-Ikone Thomas Gottschalk fragte sich nämlich, ob Goleos Großmutter ein Lama gewesen sei, die Süddeutsche Zeitung lästerte, Goleos Schwanz gleiche einer vom Hurrikan gebeutelten Palme in Florida, andere spotteten über ein hässliches Zottelvieh. Der erhoffte große "Schnitt" mit dem Versilbern von Goleo hielt sich bei der WM in Grenzen: Der fränkische Spielwarenhersteller NICI AG, der lizenzierter Hersteller von Goleo-Figuren für Europa war, musste sogar am 16. Mai 2006 Konkurs anmelden. Statt der erwarteten 35 Millionen Euro wurden nur Erlöse in Höhe von 14 Millionen Euro bei 3,5 Millionen Euro Lizenzgebühren erzielt.

Das sollte daher in Österreich und der Schweiz keinesfalls passieren: Weil eben zwei Länder die EM veranstalten, kamen auch zwei Maskottchen zum Zug. "Trix und Flix", eine Comic-Kreation der renommierten Warner Bros., hatten schließlich mit 36,3 Prozent Zustimmung die Nase vorne, dahinter rangierten "Flitz und Bitz" vor "Zigi und Zagi". Sechs Monate hatten die kreativsten Köpfe von Warner gebrütet, an die 100 verschiedene Varianten waren entworfen und rund 4000 Arbeitsstunden investiert worden. Tatsächlich wussten die beiden Figuren aus einem alpinen Phantasiedorf mit dem Rückennummern 20 und 08 durchaus zu gefallen. "Trix und Flix verkörpern das Teamwork. Man hat den Eindruck, denen gelingt alles. Das würde ich mir auch für unsere Fußballer wünschen", schwärmte damals ÖFB-Präsident Friedrich Stickler.

Hausaufgaben nicht gemacht!

Nun ist es aber so üblich, dass nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch in der Wirtschaft gewisse Regeln gelten. Im Falle von "Trix und Flix" bedeutet dies, dass grundsätzlich derjenige die Rechte an der lukrativen Marke besitzt, der sie zuerst anmeldet. Und in diesem Sektor könnte der UEFA der Faux Pas des Jahrhunderts passiert sein, der noch weitreichende Konsequenzen im Bereich Merchandising nach sich ziehen könnte.

Zwei österreichische Unternehmer, die als Pioniere in Sachen Merchandising gelten, sind Ernst Lackner und Rupert Silbergasser. Bekannt wurden die beiden mit der Vermarktung aller Fanartikeln von Österreichs Alpin-Ikone Hermann Maier, darunter auch die legendäre Herminator-Sau. Daneben sind Lackner und Silbergasser auch für Maiers Homepage www.hm1.com verantwortlich. Den Salzburger Geschäftsleuten gefielen "Trix und Flix" so gut, dass sie kurzerhand zum österreichischen Patentamt in Wien marschierten und sahen, dass die Bezeichnung in Österreich noch nicht geschützt war. Dort bekamen sie die Auskunft, dass die Markenrechte sehr wohl für die Schweiz angemeldet wurden, aber nur für drei Dienstleistungsklassen. Die restlichen Klassen schienen für die UEFA daher offensichtlich nicht interessant zu sein und waren frei. Am 2. Oktober 2006 meldeten sie unter ihrer Firma Lackner & Silbergasser OHG mit dem Sitz im Salzburger Wintersportort Wagrain, unterstützt von Partner Gottfried Farthofer, die Marken "Trix", "Flix" bzw. "Trix und Flix" ordnungsgemäß an und cashten ein paar Hundert Euro Gebühren. Am 1. März 2007, nach Überprüfung durchs Patentamt, wurden diese Marken mit den Nummern AT 23 72 50, AT 23 72 51, AT 23 72 52 ins Register offiziell eingetragen - die Registrierungsauszüge liegen sportnet.at exklusiv vor. Die Markenklassen, für die Schutz begehrt worden war, sind jeweils Warenklassen.

Die UEFA hatte hingegen offensichtlich ihre Hausaufgaben nur äußerst schlampig und unvollständig erledigt. Zwar meldete sie am 6. September 2006 die Markenrechte an "Trix und Flix" bei der Schweizer Markenbehörde in Bern an - aber nur für den Markenschutz im Dienstleistungsbereich und nicht im Warenbereich. Von insgesamt 45 Markenklassen wurden lediglich drei beansprucht. Und dies auch nur für die Schweiz und nicht für Österreich, wo vorerst auch im Dienstleistungsbereich kein Markenschutz beantragt wurde. Dies erfolgte erst am 14. November 2006, wenn auch rückwirkend, beim Harmonisierungsamt für den europäischen Binnenmarkt (HABM) mit Sitz im spanischen Alicante.

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