working class

[TomyEdge]

ich möchte mal eure meinungen zu diesem thema hören. liege ich da falsch wenn ich behaupte hier in österreich fehlt diese sogenannte "working class" die man ja aus england und auch schottland sehr gut kennt. ich lese viel irgendwelche bücher über den fussball auf der insel und auch diverse bücher die von ehemaligen leuten aus den firms geschrieben wurden. aber ich finde irgendwie keinen vergleich zu österreich. ich denke mir in jedem land muss es ja so eine "class" bzw schicht geben. grad mit bezug auf fussball bzw eine schicht die sich nicht so viel leisten kann und wo jeder in einem kleinen reihenhaus lebt wo tausende reihenhäuser gleich aussehen. irgendwie fehlt mir dass hier bei uns.

klar gibt es grad in den großstädten wie wien oder graz usw.. wohnblöcke und gemeindebauten wo sozial schwächere leben, aber ich finde dass ist trotzdem nicht zu vergleichen mit der "working class" wie in england. obwohl auch in england sicherlich mit der "working class" auch die vielen arbeitslosen gemeint sind und die ärmere schicht.

österreich ist irgendwie ganz anders aufgebaut. da muss jeder irgendwas darstellen. und ja nicht zum "pöbel" dazugehören. wo wir eigentlich bei der frage wären: wieso nimmt man es sich heraus andere als "pöbel" zu bezeichnen. bei uns ist alles so volkstümlich. der durchschnitts junge mann bei uns ist bei der feuerwehr und bei der landjugend usw... in england ist er meistens anonymer, hat tattoos, läuft mit trainingsanzug herum usw...

würde mich mal interessieren welche meinungen hier dazu geschrieben werden. finde dass passt hier in diesen channel, weil es ja eine österreichischer ist in bezug auf britischen fussball.

[Tintifax1972]

Eine interessante Frage. Ohne jetzt Literatur zu bemühen würde ich einmal so sagen:

- Auf der Insel war die Gesellschaft ausdifferenzierter als am Kontinent, die soziale, kulturelle und auch wirtschaftliche Kluft zwischen den Milieus war und ist höher als bei uns. Das förderte sicherlich auch die Trennschärfe der einzelnen Klassen. Bei uns ist es ja heute so, dass jeder irgendwie dem Mittelstand angehören will egal wie absurd das (bei ganz reichen oder ganz armen Menschen) auch sein mag. Dazu kommt, dass die Industrialisierung in UK wesentlich früher einsetzte, die Klassenbildung in Österreich geradezu in ein anderes Jahrhundert und damit anderen Kontext fiel.

- Die Sportarten der verschiedenen Klassen entwickelten sich auf der Insel und in Europa unterschiedlich. In England war die Sache bald klar: Athletik, Cricket & Polo als klassische Oberschichtsportarten, Rugby (die sich einen Rasen leisten konnten spielten Rugby nicht Fußball) für den Mittelstand und Fußball für die working class. Das Beharren auf den Amateurstatus bei den Olympischen Spielen hatte im übrigen soziale Abgrenzungsgründe, weniger Kommerzgründe. Die feinen Herren die Oxford & Cambridge (in Fra halt die Sourbonne) besuchten, wollten unter sich bleiben. Da musste man sich die Sportausübung halt leisten können. Das war in Österreich nie derart ausgeprägt, sicherlich war Tennis früher eher ein Ober/Mittelschichtsport, aber Schi zB fuhr jeder. Ja und der alpine Schisport ist aber die eindeutige Nummer 1 hierzulande- immer noch vor dem Fußball und ist auch Gegenstand von Forschungen über die Nationsgenese zB.

Was dafür heute auf der Insel wie hier gleich ist:

- Der Sport ist immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Eine VIP-Lounge beim Fußball war früher einmal aufgrund der Publikumsstruktur hüben wie drüben undenkbar, ein unübersehbarers Indiz, dass der Fußball mittlerweile klassenübergreifend angenommen wird. Aber ein bisserl ein Unterschied muss halt schon sein...

Positive Folgen: Sport aller Klassen, Solidarisierung

Negative Folgen: "Kommerzpublikum" und die völlige Kommerzialisierung des Sports ging ebenfalls von england aus.

Mal ein erster Einwurf meinerseits. Könhnte eine interessante Diskussion herauskommen.

[nordi.lfc]

Auf der Insel sind die kulturellen Abgrenzungen, also die Klassenzugehörigkeit, viel stärker ausgeprägt als auf dem Kontinent.

Daher gibt es auch eine Arbeiterklasse, die früher beim Stadionbesuch dominierend war.

Durch die Versitzplatzung und drastische Erhöhung der Eintrittspreise, dürfte es heute aber wohl etwas anders sein.

Ein Arbeiter bzw. unterer Durchschnittsverdiener kann sich doch gar keine Saisonkarte mehr leisten oder?

Die 70 er und 80 er Jahre kommen halt nicht wieder.

[TomyEdge]

ich bewundere das, dass der sport in england soviel zählt. dass man einfach lebt und net viel luxus braucht, und manche sogar auf ein auto usw..

verzichten, nur um sich die saisonkarte beim lieblingsclub leisten zu können. wer würde dass in österreich schon machen. nehme an nicht viele.

in england ist auch die landbevölkerung, die leute vom dorf, ganz anders als bei uns. auch dort sitzen in den dorfpubs die älteren männer des dorfs und haben tattoos auf den armen und diskutieren über den fussball usw...bei uns in den dorfgasthäusern sitzen die bauern und diskutieren über den neuesten traktor oder wer heut mal wieder nicht in der kirche war. es gäbe zwar in fast jedem dorf auch einen fussballverein, aber der ist net wirklich so ein thema wie es in einem englischen dorfpub ist. schade irgendwie. in österreich zählen ganz andere dinge. wahnsinn, welche unterschiede es hier gibt. mir persönlich würde das englische bzw britische modell besser gefallen. aber es ist nicht so einfach wenn man dort nicht geboren ist und net wirklich die möglichkeit hat dorthin auszuwandern.

[TomyEdge]

na ja, recht viel los ist hier net.

[+[Jogi]+]

ich bewundere das, dass der sport in england soviel zählt. dass man einfach lebt und net viel luxus braucht, und manche sogar auf ein auto usw..

verzichten, nur um sich die saisonkarte beim lieblingsclub leisten zu können. wer würde dass in österreich schon machen. nehme an nicht viele.

in england ist auch die landbevölkerung, die leute vom dorf, ganz anders als bei uns. auch dort sitzen in den dorfpubs die älteren männer des dorfs und haben tattoos auf den armen und diskutieren über den fussball usw...bei uns in den dorfgasthäusern sitzen die bauern und diskutieren über den neuesten traktor oder wer heut mal wieder nicht in der kirche war. es gäbe zwar in fast jedem dorf auch einen fussballverein, aber der ist net wirklich so ein thema wie es in einem englischen dorfpub ist. schade irgendwie. in österreich zählen ganz andere dinge. wahnsinn, welche unterschiede es hier gibt. mir persönlich würde das englische bzw britische modell besser gefallen. aber es ist nicht so einfach wenn man dort nicht geboren ist und net wirklich die möglichkeit hat dorthin auszuwandern.

Ich kann dir hier nicht wirklich zustimmen, erstens seh ich beim dorf gar ned so grosse unterschiede, der lokale oder der nationale fussball sind bei denen als auch bei uns ein sehr vorrangiges thema. und der neue traktor wird auch hier und dort diskutiert. Einzig der klassenunterschied ist selbst im dorf noch einmal hoeher als bei uns. Aber der entscheidende Punkt ist ich sehne mich wirklich aber wirklich nicht nach dem groessen klassenunterschied in oesterreich den ich auch hier tag taeglich in Dublin sehe, dass waere definitiv kein fortschritt. Das mag zwar alles so traditionell in den Buechern ausschauen die realitaet zeigt mir aber ein anderes Bild. Bei uns gibts halt einfach diese Abgrenzung weniger und mehr einen kontinuierlichen uebergang der klassen und dafuer bin ich sehr dankbar. btw. was haelt dich vom auswandern zurueck? (nicht als vorwurf verstehen, rein als frage )

[TomyEdge]

also ich muss dir sagen, ich bin in einem österr. dorf in NÖ aufgewachsen und noch dazu haben meine eltern ein gasthaus im dorf. und da ist fussball absolut kein thema am stammtisch. da geht es hauptsächlich um den tratsch. und um verbal alles andere schlecht zu machen, was nicht so ist wie sie. also wenn du mit einem kurzärmligen hemd an der theke stehst bei einem bier, und deine beiden arme sind komplett tätowiert von oben bis unten, da habe sie ein ziemliches problem mit dir. nicht dass sie es dir ins gesicht sagen, aber du merkst es an ihren blicken.

anders in england, "frühschoppen" am sonntag kannst du dort auch im adidas oder fila-trainingsanzug. und an tattoos nimmt dort von den alten eingesessen niemand anstoß, weil die alten haben selber welche.

also ich habe beide seiten kennengelernt, und es ist dort auf der insel aber eine total andere welt. es war für mich ein gefühl, so auf die art, dort kann man viel freier leben, einfach wie man will, auch am lande im dorf. sei bei uns mal im dorf arbeitslos (auch wenn es unverschuldet ist), da bist du dorfgespräch nummer eins, und asozial sowieso usw...

am auswandern hindert mich einfach, dass ich hier in Ö einen sicheren job habe (beamter), so einen job auf der insel niemals finden würde, und es sicher nicht einfach ist mit einer behinderung einen job zu finden. ich wäre dort ja nie und nimmer abgesichert. und viel kohle würde man zum auswandern auch brauchen. bei den mieten dort.

[+[Jogi]+]

Ich geb dir hier absolut recht, und da ein teil meiner familie genau aus so einem minidorf aus niederoesterreich kommt kenn ich das auch sehr gut. Und ehrlich gesagt ich kanns absolut nicht ausstehen. Es stimmt es sind zwei verschiedene mentaliaeten, aber ich brauchs auch nicht wenn am Sonntag die leut um 7 uhr vorm pub stehen und drauf warten bis aufmacht oder wenn um 13 Uhr die rettung kommt weil mal einer wieder die letzten 3 tage zuviel getrunken hat und es ihn wiedermal zambrackt hat. Das mit der arbeitslosigkeit ist auch ein mentalitaetsundertschied....aber wie gesagt mir is bei uns so lieber.

Ich weiss nicht ich brauch nur aus dem Fenster schaun wo ich die gemeindebauten der iren habe (wohn an der Grenze zwischen modernen bauten und gemeindebauten) die muetter mit 15 jahren, dass brennende auto, die besoffenen streits mit bierflaschen, die gesichter der leute, die vodkaflasche am vormittag ich weis nicht vielleicht bin ich schon zu sehr "abgehoben" das ich darauf hinunter schaue aber ich sehne mich sowas von ueberhaupt nicht danach. Ich sag nicht, dass es das bei uns nicht gibt, genauso wenig will ich eine wertigkeit erstellen ich sag nur mich sprichts nicht an. Auf der anderen seite geniesse ich ja genauso die Pubs und die Mentalitaet der Iren um eingies mehr als wenn ich in Oesterreich in Gasthaus XY reingehe - aber das hat weniger mit working class zu tun das ist einfach der Mentalitaets und Kulturunterschied.

zum auswanderen: da stimm ich dir vollkommen zu.

[Tintifax1972]

Alleine die britische Küche hat mich bislang vom Auswandern abgehalten- obwohl ich (auch 50v100 behindert) jederzeit dort arbeiten könnte. Das britische und irische Bier [?] gibt mir dann den Rest wie die diversen Anti-Rauch-Paragrafen.

Bin ein paar x im Jahr auf der Insel, aber dauerhaft lasse ich mich dort nicht nieder.

[+[Jogi]+]

der begriff "Britische kueche" ist irrefuehrend da er eine eigene kueche vorrausstetzt

das strike anti rauch gesetz und deren handhabung ist dagegen einfach nur

[themanwhowasntthere]

+' date='19. Mai 2010 - 14:18 ' timestamp='1274271538' post='3113259']

das strike anti rauch gesetz und deren handhabung ist dagegen einfach nur

absolut! wird echt zeit, dass wir das auch einmal angehen

[Tintifax1972]

absolut! wird echt zeit, dass wir das auch einmal angehen

Ein Anschlag auf the working class. ber ich glaube in dem thread wäre es müßig drüber weiter zu diskutieren.

[raumplaner]

eine folge "ein echter wiener geht nicht unter" anschauen und die diskussion ist belanglos.

[TomyEdge]

eine folge "ein echter wiener geht nicht unter" anschauen und die diskussion ist belanglos.

stimmt, die serie zeigte zwar die "Unterschicht" in Wien, aber Fussball war nicht wirklich Thema. Gesoffen wurde, ja. aber sonst war eigentlich nur Thema wo man in Urlaub hinfährt, dass man die Wohnung renovieren muss, der neueste Tratsch und dass man am Heurigen sich ordentlich antschechert.

Ist eh so wie ich es geschrieben habe. Bei der Dorfbevölkerung in Ö kommt hald das Kirchengehen und dass wichtige Getue und dass man was darstellt auch noch dazu. So ist es in Austria